Berliner Ringtheater – DEUTSCHLAND. EIN LABERMÄRCHEN

16.06.2022 - 17.06.2022

Outdoor Performance Das stonekollektiv hinterfragt performativ, wie der Fußballballsommer 2006 deutschen Nationalstolz wieder massentauglich werden ließ und setzt sich märchenhaft erdichtend dem Verdrängen der Nazivergangenheit zur Wehr.

Das Berliner Ringtheater Macht Kritisch(es) Theater seit 2017. Es ist ein kollektiv geleiteter Produktionsort, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Der Fokus liegt auf gesellschaftskritischer Neuer Dramatik und performativen Darstellungsformen. Queerfeministische, kapitalismuskritische und antirassistische Perspektiven, experimentelle Formen und selbstkritische Arbeitsweisen greifen gleichrangig ineinander.

 

DEUTSCHLAND EIN LABERMÄRCHEN

Langbeschreibung:
Wer es damals als Reporter*in oder Fan miterlebt hat, kann sich noch gut erinnern an die große Euphorie, die Deutschland erfasste als die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zum zweiten Mal nach 1974 im eigenen Land gastierte. Während die deutschen Autoflaggen flattern, belegt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Männer zwar nur den dritten Platz und dennoch: die Stimmung ist ungetrübt. Blendendes Wetter, volle Stadien und der Siegeszug von Public Viewing auf Plätzen, Straßen, Kneipen. Ein Sommermärchen, fast zu schön, um wahr zu sein. Ein Sommermärchen, dass es Deutschland erlaubt, das »dunkle Kapitel« der eigenen Geschichte umzublättern und dieses erfolgreich in das Masternarrativ einer vereinigten bundesrepublikanischen Identität zu integrieren.

 

›Deutschland. Ein Labermärchen‹ nimmt genau diesen Fußballballsommer 2006 in Augenschein. Ausgehend vom kollektiven Hissen der Deutschlandfähnchen fragt die Open Air-Performance nach der historischen Zäsur, die einen deutschen Nationalstolz und eine nationale Identifikation wieder massentauglich werden ließ. Talkshow-ähnlich sitzen Kapp und Nitschke als #stonekollektiv beisammen und erzählen von ihrer Recherchereise durch das bundesdeutsche Gebiet. Mit dem Bild des unbesiegbaren deutschen Fußballs als Rahmenmetapher labern die beiden Künstlerinnen unerlässlich, über die deutsche Gegenwart, über das tagesaktuelle Geschehen, über das Spannungsfeld von einem ins Exil verbannten jüdischen Dichter und dem wiedererstarkenden Nationalismus. Von einer Hakenkreuzglocke die zu einer Rautenförmigen-Drachen-Glocke wird über den nächsten NSU-Akten-Schredder-Fauxpas – im Labern performt das #stonekollektiv für Deutschlands Vergangenheit immer wieder eine rote Linie und setzt sich so märchenhaft erdichtend dem Verdrängen der Nazivergangenheit zur Wehr.

 

Beteiligtenliste
 / Credits

Performance + Konzept : Caroline Kapp, Julia Nitschke
Raum + Kostüm: die Blaue Distanz (Anna Erdmann & Franziska Goralski)
Sounddesign: Florian Wulff
Mentorin: Enis Maci
Produktionsleitung: Helene Ewert
Dramaturgie: Isabell Wapnitz

Förderungen

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste.

 

Räume

Akteure & Initiativen

Alte Münze

Molkenmarkt 2
10179 Berlin

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